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Einblattdrucke der Universitätsbibliothek Erlangen, H62/Einblattdruck A III 5, 1569 (Ausschnitt)

Musiker des Netzwerks Alte Musik ließen geistliche Musik von Theile, Weckmann, J. C. Bach und Böhm erklingen.


Die Konzerte des Projektes fanden am 22.08.2020 in der Dreikönigskirche Dresden und am 23.08.2020 in der Michaeliskirche Leipzig statt.

Fotogalerie

Fotos: Julia Sander

Projektinfo

Soli Deo Gloria – Allein Gott in der Höhʼ sei Ehr schrieb der große Johann Sebastian Bach unter seine vollendeten Werke. Die musikalische Anbetung des »Herrgotts« erreicht in der protestantischen Kirchenmusik des Barockzeitalters zweifelsohne seinen vorläufigen Höhepunkt. Die vier Komponisten Weckmann, J. Ch. Bach, Theile, Böhm – ob bekannt oder unbekannt – verkörpern trotz ihrer höchst unterschiedlicher Lebensläufe jeder für sich die schier unglaubliche Vielfalt der Mitteldeutschen Barockmusik.

Im Programm »Herr* Gott« werden die verschiedenen Gemütszustände eines Gläubigen ausgeleuchtet. Von tiefer Verzweiflung in Theiles »Gott, hilf mir«, Klage und Flehen in Weckmanns Concerto »Wie liegt die Stadt so wüst« über den ungemein spannungsvollen Dialog »Herr, wende dich und sei mir gnädig« von J. Ch. Bach, in dem mit einer Kompilation von Psalmtexten das unterwürfige Verhältnis des sündigen Gläubigen mit seinem allmächtigen Herrgott musikalisch höchst abwechslungsreich thematisiert wird, bis hin zum Lobpreis in Weckmanns Concerto »Der Tod ist verschlungen« und dem zuversichtlichen »Herr, wenn ich nur dich habe«. Die freudige Erlösung in Böhms »Das Himmelreich gleicht einem Könige« beschließt das Programm.

Der Komponist und Organist Matthias Weckmann (1618/19-1674) war eine beeindruckend vielfältige Musikerpersönlichkeit. Ausgebildet am Dresdner Hof, u. a. von Heinrich Schütz, erlernte Weckmann das Orgelspiel auf Kosten des sächsischen Kurfürsten in Hamburg. Gegen Ende der 1640er Jahre suchte der junge Musiker sein Heil in Dänemark und Hamburg, um den Kriegswirren in der Heimat zu entgehen. Nach einem Intermezzo als Inspector an der Dresdner Hofkapelle konnte Weckmann ab 1655 seine Talente an St. Jacobi Hamburg als Kirchenschreiber und Organist ausbreiten. 1671 wurde der Meister von seinen Aufgaben entbunden, »weil sein Gedächtnis abnam, nicht wegen Alters, sondern von den Studiren und tieffen Nachsinnen, so er in der Music von Jugend auff getrieben und seine Lebens-Geister geschwächet«. Ausgaben des kleinen, aber sehr feinen Ouevre Weckmanns sind immer noch rar gesät und spotten der Kunstfertigkeit eines der am schlimmsten vernachlässigten Komponisten des deutschen Frühbarocks.

Johann Christoph Bach (1642-1703) war ein »profonder Componist«, heißt es in J. S. Bachs Familienchronik von 1735. C. Ph. Emanuel fügte später hinzu: »Dies ist der große und ausdrückende Componist«. Beide, der Thomaskantor und der Hamburger Musikdirektor, verehrten ihn, studierten seine Kompositionen und brachten sie wiederholt zur Aufführung. Der Onkel von J. S. Bach wuchs in Arnstadt auf und bekleidete dort das Amt des Schlossorganisten bis zum Ruf an die Eisenacher Georgenkirche 1665, wo er gleichzeitig Cembalist der herzöglichen Hofkapelle wurde. Zeitgenössische Quellen vermitteln ein zwiespältiges Bild der Bachschen Künstlernatur. Einerseits entsteht das Bild eines Mannes, der als Künstler unterfordert und beengt von den Eisenacher Verhältnissen beständig mit dem Rat der Stadt in Fehde liegt. Trotz seiner schwierigen Charakters war Bach auf der anderen Seite anscheinend geschätzt und anerkannt. Die Zahl der überlieferten Werke ist klein, sie zählen zu dem Repertoire, das – zutiefst bedauernswert – äußert selten aufgeführt wird.

Der Schütz-Schüler und von Zeitgenossen als »Vater der Contrapunctisten« bezeichnete Johann Theile (1646-1724) ist heute leider nur einer geringen Zahl von »Eingeweihten« ein Begriff. Dabei hat Theile mit seinem umfangreichen Engagement großen Einfluss auf die musikalische Entwicklung insbesondere in Mitteldeutschland, aber auch im Rest Deutschlands genommen. In Naumburg geboren verdiente der als Komponist, Musiktheoretiker und Lehrer anerkannte Theile seinen Lebensunterhalt mit verschiedenen musiknahen Professionen. Während des Jurastudiums in Leipzig als Sänger und Gambist, als Informator in Stettin, in Lübeck als Lehrer beispielsweise von D. Buxtehude. Nach kleineren Intermezzi landete Theile schließlich in Hamburg, wo er nach der nicht erfolgreichen Bewerbung um das Thomaskantorat 1676 Mitiniitiator des ersten deutschen bürgerlichen Opernhauses war. Später als Hofkapellmeister in Braunschweig-Wolfenbüttel und Merseburg, ebenso akademischer Musiklehrer an Universität Halle wie dort auch musikalischer Berater des Herzogs von Sachsen-Zeitz hatte er beste Beziehungen an den Wiener Hof. Dort sind jährliche Aufführung von Instrumentalwerken Theiles belegt.

Gesangsensemble

Sopran Katharina von Hassel
Mezzosopran Ágnes Hein
Alt Ella Feldmaier
Tenor Gregor Reinholdt
Bass Vincent Berger

Barockorchester

Violine Nadi Perez-Mayorga (KM), Dora Alexiadou
Viola da gamba Alma Stoye, Alice Stoye
Fagott Paul Enders
Violone Malin Böckers
Orgel und musikalische Leitung Johannes Gründel